Verbale Entwicklungsdyspraxie (VED)/Kindliche Sprechapraxie
Bei einer VED ist die Ausführung von Sprechbewegungen und Sprechbewegungsfolgen beeinträchtigt, wodurch die expressiven sprachlichen Fähigkeiten stark eingeschränkt sein können (Schulte-Mäter, 2016, S. 10). Betroffene Kinder sind meist kaum verständlich und zeigen eine Variabilität der Lautfehlbildungen. Zudem zeigen Betroffene oft Suchbewegungen und die Fehlerquote steigt mit einem Anstieg der Äußerungslänge (Schulte-Mäter, 2016, S. 18). Eine VED ist eine reine Sprechstörung, die sich jedoch negativ auf das sich entwickelnde Sprachsystem im Kindesalter auswirkt. Aus diesem Grund ist bei einer VED in den meisten Fällen auch gleichzeitig eine Sprachstörung bzw. Sprachentwicklungsstörung vorhanden (Schulte-Mäter, 2016, S. 10).
Eine VED ist neurologische bedingt und kann im Zusammenhang mit verschiedenen neurologischen Störungen, in Verbindung mit neurologisch bedingten Verhaltensstörungen oder als idiopathisch neurogene Störung auftreten (American Speech-Language-Hearing Association, 2007, S. 23). Die Störung ist nicht erworben, sondern angeboren und die Ursache liegt nicht in einer Lähmung oder Muskelschwäche, sondern in der Steuerung von Sprechbewegungen (Föllner, 2016, S. 16; Meyer, Kühn & Ptok, 2012, S. 411). Es bestehen Hinweise auf eine genetische Disposition (Lai, Fisher, Hurst, Vargha-Khadem & Monaco, 2001, S. 519).
Bisher existieren wenige Daten zur Prävalenz von VED. Untersuchungen zufolge sind etwa 1-5 von 1000 Kindernvon einer VED betroffen. Jungen sind etwa 3 Mal häufiger von einer VED betroffen als Mädchen (zit. n. Schulte-Mäter, 2016, S. 12).
Insgesamt gilt, dass eine Therapie so früh wie möglich begonnen werden sollte. Um dem betroffenen Kind eine Möglichkeit zu eröffnen, sich mitzuteilen, können als erste Therapiemaßnahme alternative Kommunikationsformen (lautsprachunterstützende Gebärden) vermittelt werden (Schulte-Mäter, 2016, S. 44ff). Für die Behandlung einer VED existieren verschiedene Therapieansätze, in denen strukturiert das Sprechen einzelner Laute sowie Lautverbindungen trainiert wird (z.B. VEDiT®, TAKTKIN®, KoArt®). Bei Kindern, die trotz Therapiemaßnahmen keine bzw. eine sehr unverständliche Lautsprache entwickeln, können Möglichkeiten der Unterstützten Kommunikation (UK) zum Einsatz kommen (z.B. elektronische Hilfsmittel, Kommunikationstafeln) (Schulte-Mäter 2016, S. 50-66).