Sprechapraxie
Bei einer Sprechapraxie sind die Prozesse der Planung von Sprechbewegungen betroffen (Ziegler, Aichert & Staiger, 2020, S. 58). Die Symptome werden nach drei Kategorien unterteilt: Artikulation, Sprechverhalten, Prosodie. In der Artikulation können phonetische (Lautabweichungen und -entstellungen) und phonologische (Lautersetzungen, Hinzufügen oder Auslassung von Lauten) Fehler auftreten (Lauer & Birner-Janusch, 2010, S. 17). Im Sprechverhalten zeigen sich häufig artikulatorisches Such- und Korrekturverhalten sowie eine Sprechanstrengung (Ziegler et al., 2020, S. 113). Störungen der Prosodie äußern sich durch Abweichungen von zeitlich-rhythmischen und melodisch-intonatorischen Merkmalen einer Äußerung (Ziegler et al., 2020, S. 116ff.).
Die häufigste Ursache einer Sprechapraxie sind Schlaganfälle oder Hirnblutungen im Bereich der mittleren Hirnarterie in der linken Hemisphäre. Weitere Ursachen können beispielsweise Hirntumoren, Schädel-Hirn-Traumen oder auch neurodegenerative Erkrankungen sein (Ziegler et al., 2020, S. 69ff.).
Bislang existieren keine verlässlichen Daten zur Prävalenz von Sprechapraxien, da häufig Unsicherheiten bei der Diagnosestellung bestehen. Sprechapraxien treten meist in Kombination mit aphasischen Symptomen oder mit einer Dysarthrie auf (Lauer & Birner-Janusch, 2010, S. 11). Schätzungen zufolge leben in Deutschland mehr als 30 000 Menschen mit einer chronischen, vaskulär bedingten Sprechapraxie (Ziegler et al., 2020, S. 71).
Die Therapieziele und Behandlungsmethoden sollten immer individuell an das Störungsbild angepasst werden und weitere Begleitstörungen sowie alltagsrelevante Ziele der Betroffenen berücksichtigen. Je nach Schwere der Störung kann der Fokus auf der Behandlung spezifischer Symptome, der Erarbeitung elementarer Kommunikationsfähigkeiten oder der Verbesserung sprechmotorischer Fähigkeiten liegen (Lauer & Birner-Janusch, 2010, S. 44).
Für die Therapie liegen zahlreiche Ansätze vor zu denen verschiedenste Methoden entwickelt wurden: Rhythmisch-melodische Ansätze (z.B. melodische Intonationstherapie, Taktgeber), segmentbasierte Ansätze (z.B. Ableitungsmethoden, Phonetic Placement), wortstrukturelle Ansätze (z.B. Minimalpaartechnik, metrischer Ansatz), Cueing-Techniken (z.B. gestische Reorganisation, TAKTIN), alternative und/ oder augmentativeKommunikationsstrategien (z.B. nichtelektronische Kommunikationsformen, elektronische Kommunikationsgeräte) (Lauer & Birner-Janusch, 2010, S. 50-68).