SES bei Mehrsprachigkeit

Werden bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern Auffälligkeiten in den sprachlichen Fähigkeiten beobachtet, so muss zunächst unterschieden werden, ob die nicht altersentsprechenden sprachlichen Fähigkeiten auf mangelnde Deutschkenntnisse oder eine Sprachentwicklungsstörung zurückzuführen sind (Scharff Rethfeldt, 2013, S. 127). Liegt eine Sprachentwicklungsstörung vor, dann sind davon sämtliche Sprachen betroffen, die das Kind spricht (Håkansson, Salameh & Nettelbladt, 2003, S. 281f.). Wie auch bei monolingual aufwachsenden Kindern kann sich eine Sprachentwicklungsstörung bei mehrsprachigen Kindern auf einer, mehreren oder allen sprachlichen Ebenensowohl im rezeptiven als auch im expressiven Bereich zeigen (Scharff Rethfeldt, 2013, S. 128) (siehe dazu Aussprachestörung, semantisch-lexikalische Störung, syntaktisch-morphologische Störung, Sprachverständnisstörung, kommunikativ-pragmatische Störung).

Eine Sprachentwicklungsstörung tritt unabhängig davon auf, ob ein Kind mehr- oder einsprachig aufwächst. Mehrsprachigkeit wirkt sich weder hinderlich noch präventiv auf die Sprachentwicklung eines Kindes aus (Scharff Rethfeldt, 2013, S. 128).

Als mögliche Ursachen kommen somit auch jene Ursachen infrage, die für die Entstehung einer Sprachentwicklungsstörung bei monolingualen Kindern vermutet werden (siehe dazu Aussprachestörung, semantisch-lexikalische Störung, syntaktisch-morphologische Störung, Sprachverständnisstörung, kommunikativ-pragmatische Störung).

Sowohl ein- als auch mehrsprachig aufwachsende Kinder aus bildungsfernen und sozial schwachen Schichten zeigen häufiger geringe Deutschkenntnisse (Scharff Rethfeldt, 2013, S. 126). Von einer SES sind mehrsprachige Kinder weder seltener noch häufiger betroffen als einsprachig aufwachsende Kinder. Hochrechnungen lassen vermuten, dass etwa jedes dritte Kind in Deutschland, das von einer SES betroffen ist, einen Migrationshintergrund aufweist (Scharff Rethfeldt, 2013, S. 128).

Kinder, die sprachliche Auffälligkeiten zeigen, die auf die Bedingungen zurückzuführen sind, unter denen sie aufwachsen, sind förderbedürftig, solange gleichzeitig keine Störung vorliegt. Eine Sprachentwicklungsstörung ist jedoch therapiebedürftig (Scharff Rethfeldt, 2013, S. 126).

Sowohl bei ein- als auch bei mehrsprachigen Kindern, sollte das Ziel einer Therapie die Verbesserung der sprachlichen Fähigkeiten für die Kommunikation im individuellen Alltag des Kindes sein. Aus diesem Grund sollte bei mehrsprachigen Kindern die Entwicklung aller für den Alltag benötigten Sprachen unterstützt werden (Scharff Rethfeldt, 2013, S. 166).