Phonetische Störungen

Eine phonetische Störung liegt dann vor, wenn der betroffene Laut motorisch nicht korrekt gebildet werden kann (Weinrich & Zehner, 2017, S. 38). Eine phonetische Störung kann sich auf verschiedene Arten äußern. Es können Fehlbildungen einzelner Laute oder Lautverbindungen auftreten. Des Weiteren können Laute im Lautinventar fehlen, da sie nicht beherrscht werden. Darüber hinaus kann sich eine phonetische Störung durch eine geringe Artikulationsgenauigkeit oder durch prosodische Fehler (z.B. abweichende Atempausen, schneller Sprechfluss, monotone Intonation) äußern (Kannengieser, 2019, S. 75).

Phonetische Störungen können im Zusammenhang mit einer Sprachentwicklungsstörung oder auch isoliert vorkommen. Die Störungen können als Folge von vorliegenden Beeinträchtigungen bzw. Erkrankungen (z. B. Intelligenzminderung, Lähmungen der Sprechwerkzeuge, Hörstörungen, orofaziale Dysfunktionen, geistige Behinderung) oder ohne direkt nachweisbare organische Ursache (funktionell) auftreten (Weinrich & Zehner, 2017, S. 45-50).

Als Ursachen für phonetische Störungen kommen mundmotorische Defizite (z. B. geringe Bewegungsgenauigkeit der Sprechwerkzeuge, unzureichender Tonus der Sprechwerkzeuge, Fehlhaltungen im orofazialen Bereich), taktil-kinästhetische Defizite (eingeschränkte Funktion der Rückmeldekreisläufe, Hyper-/Hyposensibilität, eingeschränkte orale Stereognose) oder auditive Defizite (eingeschränkte Funktionen der Rückmeldekreisläufe, eingeschränkte auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsleistungen) in Betracht (Kannengieser, 2019, S. 75f.).

Von einer Artikulationsstörung können sowohl Kinder, Jugendliche als auch Erwachsene betroffen sein. Um von einer phonetischen Störung im Kindesalter sprechen zu können, muss das physiologische Erwerbsalter für den betreffenden Laut berücksichtigt werden. Die Fehlbildung der Laute [s] und [z] (sogenanntes Lispeln) gilt beispielsweise bis ins Vorschulalter noch als physiologisch (Kannengieser, 2019, S. 75ff.).

Die Behandlung einer phonetischen Störung umfasst die Lautanbahnung, das Üben der Artikulation in verschiedenen lautlichen Umgebungen und die Lautfestigung im spontanen Sprechen. Vorbereitend für die Lautbehandlung können motorische und sensorische Übungen sowie ein Hörtraining durchgeführt werden (Kannengieser, 2019, S. 95-100).