Aphasie

Die Symptome einer Aphasie sind sehr vielfältig. Die Sprachstörung kann alle vier sprachlichen Modalitäten (Sprachproduktion, Sprachverständnis, Lesen und Schreiben) in unterschiedlichem Ausmaß und individueller Zusammensetzung betreffen (Wehmeyer & Grötzbach, 2014, S. 4). Bei der Sprachproduktion können eine oder mehrere Ebenen (automatisierte Sprache, Satzbau und Grammatik, Wortwahl, Wortfindung, Lautstrukturen, Artikulation und Stimmgebung) spezifisch gestört sein. Es können zahlreiche Begleitstörungen auftreten, die die expressiven und/ oder rezeptiven sprachlichen Leistungen zusätzlich stark beeinträchtigen (z.B. Apraxie, Sprechapraxie, Dysarthrie, Gesichtsfeldausfälle, Hörstörungen, Störungen der Konzentration und Aufmerksamkeit) (Huber, Poeck & Springer, 2013, S. 58-64).

Eine Aphasie ist eine erworbene Sprachstörung und entsteht durch eine bleibende oder vorübergehende Schädigung einer oder mehrerer Komponenten des Sprachnetzwerks. Im Erwachsenenalter ist die häufigste Ursache (etwa 80%) für eine solche Schädigung der Schlaganfall. Weitere Ursachen für das Auftreten einer Aphasie können Schädigungen durch Hirnverletzungen, Hirntumoren, Hirnentzündungen (Enzephalitis) oder Gefäßfehlbildungen (z. B. Aneurysmen) sein.  Doch auch Demenzkrankheiten und andere Abbaukrankheiten können ursächlich für eine Aphasie sein (Huber et al., 2013, S. 24f.).

Im Kindesalter ist die häufigste Ursache einer erworbenen Sprachstörung das Schädel-Hirn-Trauma. Doch auch vaskuläre Hirnschädigungen, Hirntumoren, Enzephalitiden oder das Landau-Kleffner-Syndrom können ursächlich für eine erworbene Sprachstörung bei Kindern sein (Schneider, Wehmeyer & Grötzbach, 2014, S. 30).

Aphasien treten vorwiegend bei Erwachsenen auf, aber auch Kinder und Jugendliche können von einer Sprachstörung nach Hirnschädigung betroffen sein. Der Begriff „kindliche Aphasie“ findet in diesem Zusammenhang häufig Verwendung, steht aber im Widerspruch zu der Definition dieser Störung, die besagt, dass es sich bei einer Aphasie um eine Sprachstörung nach vollendeter Sprachentwicklung handelt (Schneider et al., 2014, S. 30).

 

Der Beginn einer sprachtherapeutischen Behandlung sollte so früh wie möglich nach dem Auftreten der Aphasie hochfrequent erfolgen. Therapeutische Maßnahmen zur sprachlichen Aktivierung können die Spontanheilung unterstützen und ggf. die Entwicklung pathologischer Verhaltensweisen hemmen. Inhalte der Therapie sollten individuell ausgewählt werden und Ziele zur Teilhabe und Partizipation der Betroffenen berücksichtigen (Huber et al., 2013, S. 101-104). Bei schweren Störungen der expressiven Sprachleistungen können Maßnahmen der Unterstützten Kommunikation (UK) zum Einsatz kommen (z. B. tabletbasierte Talker).